Die Côte des Havres – der Wilde Westen der Normandie

Ganz im Westen des Départements La Manche, zwischen dem felsigen Nord-Cotentin und der Bucht des Mont-Saint-Michels erstreckt sich die Côte des Havres. Das Besondere an diesem Landstrich sind die acht Naturhäfen entlang der Küste. Sie entleeren sich bei Ebbe vollständig und laufen bei Flut voll mit Meerwasser. Bei den Springfluten, den Grandes Marées, wird ein Großteil der Grünflächen überschwemmt.

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Die Havres an der Westküste der Manche sind ein einzigartiger Naturraum.

Manch einer mag diesen Abschnitt der Küste für langweilig halten, denn auf den ersten Blick erblickt das Auge erst mal nur eine flache Landschaft, begrenzt von einigen Dünen und weitläufigen Sandstränden. Schafe grasen zur rechten. War da noch was? Die Côte des Havres schreit ihre Schönheit nicht heraus. Es ist eher das Stille, das Ruhige und doch niemals Gleiche, was diesen Küstenstrich auszeichnet. Für die Momente der Pause, der Entschleunigung. Für Menschen, die Zeit haben, das Wunder der Natur, das sich hier offenbart, zu entdecken. Für mich ist die Côte des Havres die absolute Seelenregion!

Die Côte des Havres entdecken

Die Côte des Havres erstreckt sich zwischen dem Havre von Barneville und dem Havre de la Vanlée, nördlich von Granville. Dazwischen liegen 70 Kilometer Küstenlinie und sechs weitere Havres: Portbail, Surville, Saint-Germain-sur-Ay, Gefosses, Blainville-sur-Mer und Regnéville-sur-Mer. So unterschiedlich sie von Größe und Charakter sie auch sein mögen, eines ist diesen Havres gemein: Sie wurden von Ebbe und Flut geformt. In diesem Zusammenspiel von ablaufendem Süßwasser und einlaufendem Salzwasser, dem Wechselspiel von Feuchtwiesen und Trockenheit entstehen außergewöhnliche Naturräume. Sie sind dem ständigen Wandel unterworfen, je nachdem, wie viel Sand und Sediment die Fluten in die Havres tragen oder wie viel Dünen der Wintersturm wegfrisst. Flüsse suchen sich ein neues Bett, die Form und Lage der Lagune verändert sich. Havres können im Spiel der Gezeiten neu entstehen oder gar ganz verschwinden, wie alte Karten zeigen. In den Havres wachsen Pflanzen, die genau dieses Umfeld brauchen: Salicorne (Queller), Meerkohl, Meersenf, Meerlavendel, Malven und Strandwermut. Vieles davon ist auch für den Menschen essbar. Hauptsächlich deckt die würzige Kost den Tisch für die Schafe, die in den Havres fast das ganze Jahr über ziemlich wild und ungebunden leben. Darüber hinaus sind die Havres Heimat von Füchsen, Kaninchen, Rehen, Amphibien und Reptilien. Eisvögel brüten hier und zahlreiche Zugvögel nutzen sie als Rastplatz.

Meereslavendel im Havre von Saint-Germain-sur-Ay.
Im Juli blüht der Meereslavendel in den Havres.

Ihr könnt die Côte des Havres von Nord nach Süd (oder auch andersrum) an einem Stück durchfahren und immer wieder Pausen einlegen und etwas Neues entdecken. Oder Ihr bezieht Euer Urlaubsdomizil an einem der Plages der Westküste. Der langen Sandstrände wegen wird vor allem Euer Hund diese Region der Normandie leben. Welches ist der passende Urlaubsort? Findet es mit meiner Orientierungshilfe heraus!

Barneville Carteret

Badehütten von Barneville-Carteret bei Sturm und Grandes Marées.
Die Badehütten von Barneville-Carteret sind sehr pittoresk, nicht nur bei Sturm

Der Badeort Barneville-Carteret liegt an der Schnittstelle zwischen felsigem Nord-Cotentin und der Côte des Havres. Sehenswert sind der Ort selbst, seine Häfen, der Leuchtturm über der Stadt und die Kirchenruine direkt unterhalb. Wenn Ihr dort in den Felsen spazieren geht, könnt Ihr verwilderten Ziegen begegnen und mit viel Glück Robben beim Tauchen zusehen. Der Havre mit seinen 180 Hektar Fläche liegt zwischen Carteret, Barneville und Barneville-Plage, einem vor allem im Sommer beliebten Badeort.

Mehr zu Barneville-Carteret findet Ihr unter diesen Artikeln:

Portbail

Der Havre von Portbail bei einem hohen Gezeitenkoeffizient.
Portbail ist vor allem bei Springfluten beeindruckend.

Portbail besticht vor allem durch sein Gesamtensemble und seine Atmosphäre. Sehenswert ist der Stadtkern mit seiner Brücke 13 Arches, die über einen Teil des Havres führt, der kleine Hafen und das Schiffswrack am Rand des Havres, der 250 Hektar Fläche aufweist und bei allen etwas größeren Springfluten beeindruckend weit voll läuft (und vor allem schnell!). Auf der anderen Seite des Havres findet Ihr die Dunes de Lindbergh, über eine kleine Fußgängerbrücke könnt Ihr auf die gegenüberliegende Seite wechseln. Dass Charles Lindbergh bei seinem legendären Atlantikflug genau hier das französische Festland als erstes überflogen haben soll, ist übrigens ein Marketing-Gag aus dem Anfabng des letzten Jahrhunderts.

Im Sommer 2022 wurde die Brücke der D 650, der "Route Touristique", die entlang der Küste die Orte verbindet, über den Havre von Portbail erneuert. Ziel war vor allem, während der Grandes Marées dem Wasser mehr Durchfluss zu gewähren: Konnte das Meer zuvor nur durch zwei Röhren passieren, kann es nun auf der gesamten Breite ins Hinterland der Salzwiesen vordringen. 

Wollt Ihr mehr von Portbail sehen? Ich biete Euch Führungen durch die Stadt und kleine Wanderungen in den Lindbergh-Dünen an. Mehr erfahrt Ihr in meinem Jahresprogramm. Solche Führungen könnt Ihr auch individuell buchen!

Surville

Surville ist mit 70 Hektar der kleinste der acht Naturhäfen an der Westküste. Dafür aber sicher auch der ungestörteste. Uralte Zypressen und wilde Dünen vermitteln ein schon fast karibisches Flair. Der Havre ist sehr naturbelassen, wir haben hier in den Dünen und am Strand wirklich alles schon gesehen – inklusive schwimmender Rehe!

Saint-Germain-sur-Ay

Ein Border Collie sitzt vor einem Wasserloch im Havre von Saint-Germain-sur-Ay in der Normandie.
Der Havre von Saint-Germain besticht mit seinem gut erhaltenen Wachhäuschen Corps de Garde und einer reichen Flora.

Der Havre von Saint-Germain-sur-Ay wurde vom Guide Vert Michelin mit einem Stern geadelt – und das nicht ohne Grund. An der kleinen Kapelle Corps de Garde könnt Ihr auf Salzwiesen und auf das Meer hinausschauen und bei den Grandes Marées die Fluten in die 700 Hektar großen Salzwiesen hineinströmen sehen. Der Havre selbst verfügt über eine reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt. Ebenfalls sehenswert ist der Ortsteil Bourg und seine Kirche. Ich führe Euch von Mai bis Ende September durch den Havre und zeige Euch die einmalige Pflanzenwelt. Entweder individuell oder auf einem Gruppentermin. Mehr dazu im Jahresprogramm

Weitere Infos zu Saint-Germain-sur-Ay:

Geffosses

Der Havre von Geffosses liegt südlich von Pirou.
Viele Vögel könnt Ihr im Havre von Geffosses beobachten.

Kurios: Der Meereszufluss des Havre des Geffosses fließt unter der Straße durch. Das Marschland mit 185 Hektar Fläche wird im Winter von vielen Zugvögeln genutzt, rund um den Havre sind Unterstände zum Vögel beobachten angelegt. Der kleine Weg ist ohne Mühe zu begehen, nur im Frühjahr und Herbst kann es feucht werden.

Auch interessant: Früher gab es wohl einen weiteren Havre nördlich von Pirou. Ein kleines Feuchtgebiet bei Pirou-Pont unterhalb des Landschaftsparks sind die einzigen Überreste. Auf einer Ortserkundung von Pirou-Plage bis Pirou-Pont, die Ihr individuell buchen könnt, erzähle ich Euch mehr darüber.

Rund um den Havre von Gefosses:

Blainville-sur-Mer

Das Badehäuschen La Poulette am nördlichen Rand des Havres von Blainville.
La Poulette ist das Wahrzeichen des Havres von Blainville.

Der Havre de Blainville-sur-Mer liegt zwischen Blainville und Agon-Coutainville. Ein Teil der 190 Hektar großen Fläche wird zur Austernzucht benutzt. Sehenswert ist unter anderem die Strandkabine La Poulette, ein Wahrzeichen Coutainvilles, auf den Dünen am Rand des Havres. Nur einen Steinwurf davon findet Ihr La Cale, mit Sicherheit die coolste und kultigste Strandbar der Normandie und somit auch eine Sehenswürdigkeit.

Die Dünen vor dem Havre in Blainville sind stark von der Erosion betroffen. So wurde der ehemalige Trainingsstützpunkt der Neufundländer-Staffel auf der nördlichen Dünenseite bereits abgerissen und einigen Besitzern von Badehüttchen in den Dünen droht ebenfalls der staatlich verordnete Rückzug.

Regnéville-sur-Mer

Der Havre von Regnéville an der Westküste der Manche ist 1.900 Hektar groß.
Der Havre von Regnéville ist der größte an der Westküste und hat das erstaunlichste Habitat zu bieten.

Der Havre von Regnéville-sur-Mer ist einer der Superlative: Er misst beeindruckende 1.900 Hektar. Hier soll es sogar Lachse und im weiteren Flussverlauf der Sienne auch Fischotter geben. Auch Seehunde zeigen sich immer wieder! Schöne Aussichten auf Schiffe und Meer habt Ihr von der Pointe d'Agon, von Regnéville und vom Landzipfel in Hauteville-sur-Mer aus. Der Ort Regnéville-sur-Mer empfiehlt sich für einen kleinen Rundgang, an dem Pont de la Roque am Ende des Havres solltet Ihr ebenfalls einen Stopp einlegen. 

Mehr zur Regnéville erfahrt Ihr in diesem Artikel:

La Vanlée

Schafe überqueren im Havre de la Vanlée die Straße
Im Havre de la Vanlée haben die Schafe Vorfahrt.

Der Havre de la Vanlée ist mit 360 Hektar Fläche ein wahres Paradies für die freilebenden Schafe, die hier immer Vorfahrt haben. Hier habt Ihr wirklich den Eindruck, im Wilden Westen gelandet zu sein. Bei Flut kommt das Wasser sehr hoch und nicht alle Zufahrtsstraßen sind immer befahrbar. Vorsicht: Bei Grandes Marées besteht bei Flut Lebensgefahr auf der schmalen Zufahrtsstraße. Auf der Landzunge befindet sich der Urlaubsort Saint-Martin-de-Brehal.

Wichtig für den Besuch der Havres

Alle Havres eignen sich dazu, ausgedehnte Spaziergänge auch mit Hund zu unternehmen. Dabei gilt zu beachten:

  • Vor allem bei den Grandes Marées laufen die Havres schnell und weit voll. Studiert vorher den Gezeitenkalender, damit Euch das Wasser nicht den Weg abschneidet.
  • Wo Schafe sind, gehört Euer Hund immer an die Leine, auch wenn er keinen Hüte- oder Jagdtrieb hat. Die Schafe und die Schäfer danken es Euch.
  • Nicht an allen Stränden des Küstenstrichs dürft Ihr in den Sommermonaten mit Hund laufen.
  • Queller ist sehr schmackhaft und der Meereslavendel lässt sich trocknen und ist monatelang ein dekorativer Schmuck. Die gesamte Vegetation in den Havres steht unter Schutz. Ihr dürft daher nur für den Eigenbedarf Blumen pflücken oder Salicorne sammeln.
  • Im Sommer, vor allem an den Wochenenden, können die wenigen Parkplätze überfüllt sein. Das gilt auch, wenn Grandes Marées sind – viele Menschen sind dann zum "Fußfischen" im Watt.
  • Aus demselben Grund ist an vielen Plätzen das Freistehen mit dem Wohnmobil leider nicht mehr erlaubt, die Verbotsschilder und die Höhenbegrenzungen haben in den letzten Jahren exorbitant zugenommen. Bitte haltet Euch an eventuelle Verbote, damit die Region überhaupt noch für Wohnmobilisten erlebbar bleibt. 

Weitere Fotoimpressionen

Übersicht über die Route

Hinweis in eigener Sache

Dieser Artikel ging 2018 online. Facelift und Ergänzungen am 19. Oktober 2022. Eventuelle Links dienen Eurer persönlichen Information und sind weder bezahlt noch beauftragt. Alle Rechte vorbehalten.

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